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gedankensplitter_unstrukturiert
anton kehrer

 

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Es geht in meiner künstlerischen Arbeit vor allem um die Themen Auflösung und Grenzüberschrei-tung; auch im Sinne von Vernetzung und ganzheitlichem Denken. Es geht um eine Verschmelzung der Genregrenzen zwischen Graphik, Malerei, Photographie, Computerkunst. Wenngleich meine Photoarbeiten vom technischen Standpunkt her „Straight Photography“ im klassischen Sinn sind. Also keine Eingriffe vorher, während und nachher; einzig und allein das Stilmittel der Unschärfe (auch im Sinne des obig erwähnten Auflösungsgedankens). Das Resultat - die fertige Photoarbeit - hat jedoch genausoviel mit Malerei zu tun; sowohl von der Bildwirkung als auch von einer malereiimmanenten Auseinandersetzung mit den klassischen Faktoren Farbe, Fläche, Licht. Ein zeitgemäßer Umgang mit dem Medium Malerei definiert sich für mich ohnedies nicht durch die bloße Verwendung von Pinsel, Farbe und Leinwand.
Rudi Stanzel titelt in seinem Vorwort zu einem Ausstellungskatalog (Galerie im Stifterhaus, Linz, 1996) „Ich wollte nie Maler werden“. Ich müßte in Anlehnung daran sagen „Eigentlich wollte ich immer Maler werden“. Aber ich habe es bis heute aus irgendwelchen Gründen noch nicht geschafft mir Pinsel, Farben und Leinwände zu besorgen. Vielleicht auch, weil es mir vom Aufwand her, als sehr bequemlichkeitsliebenden Menschen, zu umständlich ist. So stille ich mein Bedürfnis danach indem ich mit Licht „male“. Auch bin ich mir in meiner Farbwahl und -kombination nie wirklich sicher. Also bin ich froh darüber, daß mir diese Entscheidung durch vorgefundene farbige Lichtsituationen, die ich mit dem Photoapparat abbilde, abgenommen wird. Aus dieser Unsicherheit der Farbwahl - gepaart mit meinem Reduktionsbedürfnis - habe ich wahrscheinlich auch jahrelang nur schwarz/grau/weiße Graphitarbeiten gefertigt. Diese waren auch nur am Anfang (in den frühen 90er Jahren) klassische Graphiken in dem Sinn, daß ein Stift eine Form sucht. Später ging es nicht mehr um Formfindungen, jedoch schon noch um formale Ebenen; in Hinblick auf ästhetische Erscheinungsformen und Konzeptionen. Es werden mit dem Graphitstift jedoch seit längerer Zeit nur mehr dunkle, monochrome Flächen und Einrahmungen definiert. Dies hat eigentlich schon wieder mehr mit Malerei zu tun als mit Graphik. Trotzdem heißen diese Arbeiten in Anlehnung an die Technik „DRAWINGS“ bzw. „FRAME-DRAWINGS“. Das flächige Verreiben von Graphitstaub mit einem Tuch auf Papier; das Vermischen von Graphitstaub mit Wasser und Seife und das Auftragen mit den bloßen Händen („TOUCH“) ist ohnedies mehr Malerei als sonstwas.

Doch bei allem Geplänkel um Definitionen und Genres geht es mir eigentlich nicht darum. In einem zeitgemäßen Kunstdiskurs scheint mir das Festhalten an Genres ohnedies obsolet.
Es geht mir nicht um die Bestätigung, Demonstration eines Mediums, sondern um dessen Auflösung; um eine Meta-Ebene. Es geht mir nicht um Form (bei aller Wichtigkeit des Erschei-nungsbildes), sondern um Inhalt. Klarerweise nicht um narrative Inhalte (siehe Text Margit Zuckriegl „Die Summer des Lichts“, Absatz: Abstrakte Photographie und Inhalt).
Licht mit all seiner Metaphorik und Symbolik, als zentraler Bildinhalt. Das Auspüren von Lichtgren-zen; wo beginnt Licht, wo hört es auf. Bei den photographierten Lichtzuständen handelt es sich fast ausschließlich um Kunstlichtsituationen, was wahrscheinlich damit zusammenhängt daß ich seit meiner Kindheit ein hoffnungsloser Nachtmensch bin.
Daß die Arbeiten aus dem Zyklus „LIGHTFLOW_ARTIFICIAL HORIZONS“ häufig eine Land-schaftliche Wirkung haben ist nur eine Begleiterscheinung. Eine bildhafte Auseinandersetzung mit Natur interessiert mich nicht wirklich. Vielmehr eine inhaltliche Annäherung an „Horizont“. Ein Horizont ist zwangsläufig eine Lichtgrenze. Wenn kein Licht vorhanden ist, nehmen wir keinen Horizont war. Außerdem bewegen wir uns immer auf ihn zu aber erreichen werden wir ihn nie...
So verhält es sich auch mit künstlerischen Lösungsansätzen.

Wenn man die Bilder lesen will/kann, sind sie sehr persönliche Stellungnahmen von mir
und sagen viel über mich aus.

Manche Arbeiten die sehr leise sind, sind aus sehr lauten Situationen entstanden.

Trotz kontemplativer Bildwirkungen bin ich kein Esoteriker.

Anton Kehrer